Das Beten ist oft ein Flustern. Es wird etwas ausgesprochen, das man nur Gott ins Ohr flustern mochte. Vor Gott kann ich mich geben, wie ich bin. Er weia es ohnehin. Und niemand anderes erfahrt, was ich flustere. Viele Menschen beten erst, wenn sie in einer Notlage sind. Dann ist ihr Gebet ein Hilferuf. Manchmal schreit eine Seele zu Gott, etwa wenn ein geliebter Mensch todkrank oder wenn er gestorben ist. Oft fallt es schwer, passende Worte zu finden fur das, was einen in der Tiefe bewegt. Dann konnte es hilfreich sein, ein paar Gebete zu lesen, die andere formuliert haben. Vielleicht findet sich eines, das auch ein seltener Beter leise mitflustern kann. Beim Beten brechen oft auch Fragen auf, z.B.: Ist das Beten nicht ein Selbstgesprach? Ob da wirklich jemand ist, der das Gebet hort? Manchmal wird selbst eine ganz dringende Bitte nicht erhort. Dann steht man vor der Frage, ob das Beten wirklich sinnvoll ist. Die 15 Abschnitte in diesem Buch, die mit dem Stichwort "Nachgedacht" beginnen, beschaftigen sich mit solchen Fragen. Da wird keine lehrhafte Theologie des Gebets aufgebaut. Unser ganzes Leben ist ein Weg, auf dem wir immer wieder in neue Horizonte hineingehen. Darum mochte dieses Buch keine fertigen Antworten liefern, sondern Impulse, die anregen sollen, einen neuen Horizont zu entdecken.
Anonimo -